Absolute Lesemethoden

…die anzuwenden ich empfehle.

Damit das Bewußtsein für die absolute Lage der C-Schlüssel entstehen kann, sollte man von vorneherein versuchen, diese Schlüsselungen auch absolut zu lesen. Das heißt in der Praxis: möglichst schnell die neuen Bedeutungen der Orte auf dem Liniensystem auswendig lernen.

Zunächst gilt es, ein Bewußtsein für den Ort des C-Schlüssel im Tonraum der Klaviernotation zu entwickeln. Stellen Sie sich dazu ein Elfliniensystem vor:

Nun lassen sich die Schlüssel als Ein- und Ausblendung von 6 der 11 Linien verstehen. So betrachtet verschiebt sich nicht der C-Schlüssel (in seinen Ausprägungen als Sopran-, Mezzosopran-, Alt- usw. – Schlüssel), sondern die Linienanordnung um den Schlüssel ändert sich. Der Schlüssel bleibt fest, die sichtbaren Linien variieren…

Statt zu einer der relativen Lesemethoden zu greifen, legen Sie sich besser ein System von Hilfs- oder Stütz-Linien (oder Zwischenräumen) zurecht. Um dieses Raster herum (das man schnell auswendig kennen muß) erschließen Sie die »fremden« Töne durch vertikale Ableitung.

Die wichtigste »Hilfs«-Linie ist diejenige des eingestrichenen c, die vom Schlüssel umschlossen wird (es ist der Ton, mit dem im Klavierunterricht immer begonnen wird; noch anschaulicher: das c, das – ungefähr – unter der Nasenspitze liegt, wenn man richtig vor dem Klavier sitzt).

Empfohlene Denkweise: Im folgenden Beispiel ist der Ton im 1. Zwischenraum ein d, weil er eben einen diatonischen Schritt über der c-Stützlinie liegt und nicht etwa, weil er eine Sekunde unter dem vorhergehenden e liegt (dies wäre »Melodielesen«). Das nächste e leitet sich ebenfalls von seiner Distanz zum c ab – nicht etwa (melodisch) vom d.

Erfinden Sie ein – Ihnen subjektiv genehmes – System von Stützlinien bzw. Zwischenräumen für Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel. Für den Altschlüssel schlage ich vor, sich anfangs an den leeren Saiten der Bratsche zu orientieren:

 

Am besten erlernen Sie alle drei wichtigen Schlüssel (S, A, T) zugleich (in einem Crash-Kurs). Zunächst werden Sie jeweils nur wenige Töne parat haben, die anderen durch Rechnen von den Stützlinien (bzw. Zwischenräumen) aus erschließen. Mit der Zeit werden Sie kaum noch rechnen müssen – mit anderen Worten: sie haben die Schlüssel mehr oder weniger gelernt (Günter Fork bringt es auf die griffige Formel:  Wer nicht lernen will, muß rechnen (und umgekehrt), a. a. O., Bd. 1, S. 6).