C-Schlüssel: Relative Lesemethoden

…die anzuwenden ich leider nicht empfehlen kann.

Es gibt zwei scheinbare Abkürzungen, um einen neuen (hier: sogenannten »alten«) Schlüssel zu erlernen:

1. Transpositionsmethode

Die neuen Bedeutungen der Notenköpfe werden durch Transposition aus bekannten Schlüsseln (meist Violinschlüssel) abgeleitet. Zu Anfang wird fast jeder oder jede zu diesem Hilfsmittel greifen. Man sollte sich aber so schnell wie möglich davon lösen, denn:

  1. Schlüssel und Transposition sind zwei verschiedene Dinge (diatonisches Liniensystem vs. absolute Transposition).
  2. Häufig wird (fälschlicherweise!) mit C-Schlüsseln »transponiert«. Wenn dann die C-Schlüssel ihrerseits durch »Transposition«erlernt wurden, beißt sich die Katze in den Schwanz.

Wer diese Methode dennoch anwendet, entlarvt sich in der Praxis oft dadurch, daß der Altschlüssel in der großen Oktave gelesen wird (mit Anabolika gedopte Altistinnen?) oder im Tenorschlüssel die zweigestrichene Oktave durchgehend verwendet wird (Kastraten-Tenöre?). Außerdem werden dann Alt- und Tenorschlüssel gern miteinander verwechselt, der Diskantschlüssel wird oft »um eine Linie« versetzt (Terz, ist es eine große oder kleine?) gelesen usw.

2. Melodielesen

Versierte Pianisten/innen suchen sich häufig einen Anfangston absolut und lesen dann melodisch (Sekunde aufwärts, Terz aufwärts, Oktave abwärts usw.). Dieses Verfahren funktioniert in der Einstimmigkeit gut, in der Zweistimmigkeit auch, solange kein Stimmtausch auftritt. Es versagt jedoch meist schon bei dreistimmigen Partituren (und von Anfang an bei Zeilenumbrüchen oder subjektiv schwierigen Sukzessivintervallen).

Auch hier gilt:  gerade, weil viele Spieler/innen von Tasteninstrumenten im horizontalen Lesen versiert sind, fällt es schwer, diese Fertigkeiten nicht einzusetzen. Der Versuchung, sich ausschließlich darauf zu verlassen, sollte man von Anfang an entgegenarbeiten (was das Üben effizienter macht, allerdings nicht gerade erleichtert).

Die Fähigkeit, Tonhöhen absolut zu erfassen muß in der Praxis des Partiturspiels (und des Klavierauszugspiels) mit raschem Erkennen melodischer Gestalten oder Figuren (Begleitfiguren, Tonleitern, Arpeggien usw.) einhergehen. Das eine zu erlernen darf nicht dazu führen, das andere zu verlernen!