Bereits die Beschäftigung mit ausschließlich »B-Komponisten« könnte ein ganzes Musikerleben ausfüllen. Und die vordergründig betrachtet reichlich willkürliche Beschränkung auf einen Buchstaben ist (mit nur wenig Gewalt) sogar methodisch begründbar, lassen sich doch gewisse Traditionslinien von Bach über Beethoven und Brahms und bis Bartók konstatieren. Ziel dieses Seminars ist jedoch hauptsächlich, Handwerkszeug und Denkhaltungen zu erproben, die zum Transfer befähigen, ohne dabei gleich die radikale Haltung von Heinrich Creuzburg einzunehmen, der (in anderem Zusammenhang) konstatierte, wichtig sei weniger, was geübt (hier: reflektiert) würde, als vielmehr, dass geübt würde.
Ein wichtiger Aspekt ist die eigenständige Analyse und nicht das Referieren von Aussagen der Fachliteratur (die sich zudem nicht selten als falsch erweisen). Aufgrund der Komplexität der behandelten Werke ist es erforderlich, dass sich die Seminarteilnehmer (d m w) selbstständig eine Klangvorstellung der Partituren verschaffen, die eine aktive Mitarbeit im Seminar ermöglicht. Der veranschlagte Workload sieht ausdrücklich Eigenarbeitszeiten neben Präsenzzeiten vor. Aufnahmen der meisten Werke sind heutzutage im worldwide web zugänglich.
Teilnahme, Testat, Leistungsnachweis
Maximale Teilnehmerzahl: 10, in begründeten Fällen können 5 weitere Personen teilnehmen. Voraussetzung für die Testierung sind stetige und aktive Teilnahme (Gesprächsbeiträge, Mitdenken, Mitlesen usw.) sowie
- Erfüllung der Zulassungsvoraussetzungen desjenigen Moduls, in welchem diese Lehrveranstaltung beheimatet ist,
- insbesondere der erfolgreiche Besuch der Vorlesung »Formenkunde«.
- In Studiengängen, in denen der Besuch der Vorlesung nicht obligatorisch ist, verlange ich die eigenständige Lektüre von Ratz und Schmidt-Beste (siehe Literaturverzeichnis unten); empfohlen ist auch die mindestens partielle Lektüre von Rosen, »Der klassische Stil«.
- Besuch der ersten Sitzung,
- und die Übernahme eines Referates.
Für die Prüfungsleistung ist das Referat schriftlich auszuarbeiten. Die Vergabe der Referate erfolgt in der ersten Sitzung, ebenso Überlegungen zur Theorie und Methodik der Werkanalyse. Die Anwesenheit in dieser Sitzung ist daher unumgänglich. Wer kein Referat übernehmen kann, weil die Teilnehmerzahl zu hoch ist, muss als Prüfungsleistung eine zweistündige Klausur schreiben.
Von allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen erwarte ich, den Notentext aller Werke vorbereitet (s. o.) vor zu Augen haben, mitzudenken und mitzudiskutieren. Die Noten der zu behandelnden Werke sind (allerdings nicht in professionellen Ausgaben) unten verklinkt. Bei Bedarf kann ich Präsentationen (PDF) der Noten zur Verfügung stellen.
Die Teilnahme von Studenten (d m w) der Masterstudiengänge ist ausgeschlossen.
Inhalte und Regeln
Regeln für schriftliche Arbeiten
Kleine Methodik der Werkanalyse
Noten, Präsentationen (pdf)
Beethoven, Klaviersonate c-moll op. 10 Nr. 1 (auch für die erste Sitzung bitte die Noten mitbringen)
Bach, Fuge F-dur WK I | Johann Caspar Ferdinand Fischer, Fuge F-dur aus Ariadne Musica
Bach, Präludium A-dur WK I Bach, Fuge A-dur WK I | Präsentation
Bach, Kantate 177, Ich ruf’ zu Dir, Herr Jesu Christ, Eingangschor | Präsentation
Johann Christian Bach, Sinfonia D-dur op. 18 Nr. 4, 1. Satz | Präsentation
Beethoven, Klaviersonate C-dur op. 2 Nr. 3, 1. Satz | Präsentation
Beethoven, Quartett Es-dur op. 74 Nr. 1, 1. Satz | Präsentation
Beethoven, Klaviersonate B-dur op. 106, 1. Satz | Präsentation
Brahms, Klaviersonate C-dur op. 1. Satz | Präsentation
Brahms, Violinsonate d-moll op. 108, 1. Satz | Präsentation
Bartók, Klavierkonzert Nr. 3, 2. Satz | Präsentation
Literatur
de la Motte, Diether: Musikalische Analyse (Bärenreiter)
Kühn, Clemens: Analyse lernen (Bärenreiter)
Rosen, Charles, Der klassische Stil (DTV-Bärenreiter)
Schmid-Beste, Thomas: Die Sonate (Bärenreiter)
Ratz, Erwin: Einführung in die musikalische Formenlehre (UE)